Bildquelle: Paolo Chiabrando
Männer und Frauen in der Berufsschifffahrt arbeiten generell unter einem hohen psychischen Belastungsdruck. Ein hohes Maß an Verantwortung für das Schiff, die Ladung und vor allem für die Crew, die stetig wachsenden Anforderungen durch Behörden und Verwaltung, die besonderen Herausforderungen der Schifffahrt wie z.B. Wetterbedingungen und Klima, lange Abwesenheiten von zu Hause und von der Familie, tägliche Zeitverschiebungen, Fatigue, Einsamkeit und Monotonie. All dies sind lediglich die alltäglichen Belastungen denen Seeleute ausgesetzt sind. Hinzu kommen die außergewöhnlichen psychischen Belastungen nach belastenden Ereignissen, wie z.B. nach Unfällen, insbesondere mit Todesfolge, Person über Bord, Piratenüberfällen oder aktuell bei der Verwicklung in Kriegsgeschehnisse.
Mit der Corona-Pandemie und seit Februar dieses Jahres nun auch durch den Krieg in der Ukraine haben die psychosozialen Belastungsfaktoren für Seeleute an Bord noch einmal deutlich zugenommen. Beide Krisen wirken sich konkret auf das Leben der Menschen an Bord aus, ohne dass diese eigenständig in der Lage wären, aktiv eine Veränderung bzw. Verbesserung der Situation herbeizuführen. Das vorliegende Impulspapier beschreibt die zusätzlichen psychosozialen Belastungsfaktoren und ihre teilweise dramatischen Folgen, die sich aus der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine für die Seeleute ergeben haben. Es soll dazu beitragen, in zukünftigen Krisen die psychosozialen Belastungsfaktoren für die Seeleute zu minimieren bzw. wenn möglich, diese zu vermeiden.
In Anbetracht der Sicherheit und Gesundheit der Seeleute und mit Blick auf die hohe, systemrelevante Rolle, die Seeleute für unsere Gesellschaft innehaben, ist es von großer Bedeutung, künftig psychische Belastungen an Bord zu mindern. Letztendlich geht es 4 auch darum, die Attraktivität des Berufes zu erhalten und die maritimen Kompetenzen für unsere Gesellschaft zu erhalten.
Der Arbeitskreis Berufsbildung und Soziales des Ständigen Fachausschusses des Deutschen Nautischen Vereins hat sich in den zurückliegenden Monaten mit den Auswirkungen der beiden außergewöhnlichen Krisen auf die Situation der Seeleute an Bord beschäftigt. In dem vorliegenden Papier ist die Auseinandersetzung mit der Thematik in sechs Abschnitte gegliedert, die sich jeweils einem besonderen Aspekt widmen. Dabei ist der Aspekt „Ausbildung“, mit Blick auf seine Bedeutung für die Zukunft der deutschen Schifffahrt, etwas umfangreicher und detaillierter ausgeführt.
Das Impulspapier finden Sie hier.