Angesichts des drohenden Klimawandels, einer exponentiell wachsenden Weltbevölkerung mit stetig steigendem Bedarf an den endlichen Ressourcen unseres Planeten, nimmt das Thema der Nachhaltigkeit den zentralen und entscheidenden Stellenwert ein, sofern wir die Basis für eine uns weiterhin lebenswert erscheinende Existenz halten wollen. So komplex sich diese Problematik ausmacht, so umfassend ist auch der Begriff der Nachhaltigkeit gefasst und berührt auf breiter Ebene ökologische, ökonomische und sozial Aspekte des menschlichen Tuns.
Es ist klar, dass sich auch die internationale Schifffahrt mit diesem zentralen Thema auseinandersetzen muss, wobei es längst nicht mehr nur die innovativen Akteure der Branche sind, die Nachhaltigkeit ganz oben auf ihrer Agenda haben. Die Nachhaltigkeit eines Unternehmens in der Schifffahrt wird zusehends zum entscheidenden Kriterium für dessen Zukunftsfähigkeit. Dabei sind einerseits stetig wachsenden gesetzliche Auflagen zu erfüllen und andererseits sehen sich Schifffahrtsunternehmen vermehrt mit Kundenanforderungen konfrontiert, die einen möglichst nachhaltigen Betrieb ihrer Geschäftspartner erwarten. Die Industrie entwickelt über gesetzliche Anforderungen hinausreichende Standards, deren Erfüllung teils mit einem hohen Aufwand und Investitionen einhergehen. Dies auch leisten zu können, hat das Potential zu einer existenziellen Frage für ein Schifffahrtsunternehmen zu werden. Dabei sind nicht alle zu erfüllenden Maßnahmen, neu. Beispielhaft hierfür sind die Energieeffizienzpläne nach MARPOL IV, Zertifizierungen nach ISO 50001 oder auch der Emissionshandel der mit Instrumenten MRV (Monitoring, Reporting, Verification) der EU und das DCS (Data Collection System) der IMO.
Um die Schifffahrt nachhaltiger zu gestalten gibt es eine ganze Reihe von Ansatzpunkten.
Zentral und von größter Wirksamkeit wird sicher die Reduzierung des Kraftstoffverbrauches der Schiffe sein, wodurch gleich 2 Fliegen mit einer Klappe erschlagen werden. Die Ressource Erdöl wird geschont und gleichzeitig Emissionen reduziert. Da dies auch ökonomische Vorteile generiert, sind entsprechende Maßnahmen in vielen Reedereien bereits weitestgehend etabliert. Dies erfordert die kontinuierliche Überwachung des Leistungsverhalten der Schiffe. Im Durchschnitt sinkende Schiffsgeschwindigkeiten bei gleichbleibendem oder gar steigendem Kraftstoffverbrauch sind ein Indiz für den Bewuchs des Rumpfes und des Propellers. Eine regelmäßige Reinigung des Rumpfes und das Polieren des Propellers auch zwischen den Dockungen, sind hier probate Mittel der Effizienzsteigerung. Maßgeblich ist aber auch eine hydrodynamisch optimierte Form des Rumpfes. Sicherlich wird das bei Neubauten bedacht und die am Computer entworfene optimale Rumpfform durch Schleppversuche in Schiffsbauversuchsanstalten überprüft. Teils ist es sogar lohnend in Modifikationen bereits bestehender Schiffe zu investieren. Hier bestehen durchaus Möglichkeiten durch Änderung des Wulstbuges, Anpassungen des Propellers oder Installation von Propellerdüsen (z.V. nach Schneekluth oder Mewis) signifikante Verbesserungen zu erzielen.
Aber auch operativ lassen sich Einsparungen erzielen, wenn man z.B. eine konsequente Routenoptimierung und Wetternavigation anwendet. Den größten Effekt wird aber eine generelle Reduzierung der Schiffsgeschwindigkeit bis hin zum „slow steaming“ haben. In Linienverkehren wird dies aber nur koordiniert und mit abgestimmten Logistikkonzept funktionieren, will man die Lieferketten effizient aufrechterhalten. Dass das funktionieren kann, wurde schon mehrfach in Zeiten stark gestiegener Bunkerpreise unter Beweis gestellt.
Weiter sind es aber auch die Bestrebungen alternative Kraftstoffe in der Schifffahrt nutzbar zu machen. Zwar stellt die inzwischen schon in Teilen der Schifffahrt etablierte Verwendung von LNG weiterhin eine Ausbeutung der endlichen Ressourcen unseres Planeten dar, doch erzielt man damit wenigstens merkliche Verbesserungen der Emissionen. Dies mag sicher eine probate Brückentechnologie sein, bis auch bio-LNG als Kraftstoff zur Verfügung steht. Entsprechend sind es im Dieselkraftstoffbereich bioDiesel die mit bis zu 50% FAME Beimischungen die CO2 Emissionen merklich schrumpfen lassen.
Jenseits des Themas rund um den Schiffsantrieb, muss sich die Branche aber auch Gedanken um Reduzierung und Vermeidung von Müll machen. Verpackungen, Lasch- und Staumaterialien sollten sicher keine Einwegprodukte mehr sein, wie es heutzutage häufig noch der Fall ist.
Auch der Mensch selber sollte im Fokus eines ausgeglichenen Nachhaltigkeitskonzeptes stehen. Mit Einführung des Seearbeitsgesetzes (international die MLC 2006 Konvention) wurden schon Standards geschaffen um die soziale Komponente zu stärken. Aber auch hier bedarf es international abgestimmter Methoden die Effektivität dieser Maßnahmen zu messen, zu bewerten und zu verbessern um das erklärte Ziel auch sicherzustellen.