Nautischer Verein zu Hamburg/ BSH:
BSH-Präsidentin: Wir müssen Bedeutung der Meere für die Gesellschaft sichtbar machen
Hamburg, 20.01.2022 Anlässlich ihres Vortrags zur Bedeutung der UN Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung 2021 bis 2030 (Ozeandekade) auf der Jahresmitgliederversammlung des Nautischen Vereins zu Hamburg betonte die Präsidentin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), Dr. Karin Kammann-Klippstein, die Bedeutung der Meere für die Gesellschaft.
Die Nutzung der Meere, unter anderem durch die Schifffahrt, die das Rückgrat des weltweiten Handels ist, aber auch zur Gewinnung Erneuerbarer Energien, zum Beispiel Offshore-Windenergie, sei unverzichtbar. Sie komme nicht nur den Küstenbewohnerinnen und -bewohnern, sondern allen Menschen, auch im Landesinneren zugute. Doch die Nutzung muss, so die Präsidentin der zentralen maritimen Behörde, deutlich nachhaltiger erfolgen als bisher. Sie begrüßte, dass die Meere in den vergangenen Jahren verstärkt Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit und Politik erfahren. Das zeige auch die im Koalitionsvertrag vorgesehene Einrichtung eines oder einer Meeresschutzbeauftragten der Bundesregierung zusätzlich zu der Koordinatorin für die maritime Wirtschaft.
Eine besondere Bedeutung misst die Präsidentin des BSH der Ozeandekade bei, die die Vereinten Nationen 2017 beschlossen haben, und die mit einer Auftaktveranstaltung am 1. Juni 2021 begonnen hat. Unter dem Motto „The Science we need for the Ocean we want“ (Die Wissenschaft, die wir benötigen, für den Ozean, den wir wollen) sollen weltweit unter dem Dach der Ozeandekade wissenschaftsbasierte Maßnahmen und Lösungen zur nachhaltigen Entwicklung und zum Schutz der Meere definiert und umgesetzt werden.
Wichtig sei auch die Tatsache, so Dr. Kammann-Klippstein, die auch Mitglied des deutschen Ozeandekaden-Komitees ist, dass die von der Dekade angestrebte Verbesserung des Meereszustands zwar gezielt einem der von den Vereinten Nationen 2015 definierten nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG’s) diene, dem Ziel 14 „Leben unter Wasser“. Gleichzeitig werde jedoch dadurch auch das Erreichen mehrerer anderer der insgesamt 17 SDG’s gefördert. So hätten z.B. die Meere als Senken für Wärme und CO2 eine entscheidende Bedeutung hinsichtlich des Ziels 13, „Maßnahmen zum Klimaschutz“ .Zwar habe die Erwärmung des Weltozeans bis 2.000 Meter Tiefe zwischen 1955 und 2010 nur 0,09°C betragen. Wäre diese vom Ozean aufgenommene Wärmemenge jedoch in den unteren zehn Kilometern der Atmosphäre verblieben, hätte sich diese Atmosphärenschicht um 36°C erwärmt und damit das Leben auf der Erde unmöglich gemacht.“ Auch das SDG 2 Ziel – „kein Hunger“ werde ohne Nahrung aus gesunden, nicht überfischten Meeren nicht erreichbar sein.
Allein im ersten Jahr der Ozeandekade seien über 30 globale Programme aufgelegt, 86 Projekte seien zugelassen worden. Über 200 Aktivitäten, wie Veranstaltungen und Publikationen, seien bereits durchgeführt worden. Insgesamt seien fast 850 Millionen US Dollar in Maßnahmen zum Verständnis und zum Schutz der Meere investiert worden.
Viele Forschungsprojekte und Aktivitäten des BSH würden direkt oder indirekt zur Erreichung der Dekadenziele beitragen, so die Präsidentin. Dazu gehörten u.a. das schiffsgestützte und das automatisierte Monitoring des Zustands von Nordsee und Ostsee, die Schiffsemissionsmessungen, die Prüfung der Zulassung von Ballastwasseranlagen und die Untersuchung von Schiffsbewuchs und Maßnahmen zu seiner Vermeidung.
Einen wichtigen Aspekt sieht die Präsidentin der zentralen maritimen Behörde in der Kommunikation der Aufgaben und Ergebnisse der Ozeandekade: „Dies ist ein Kernthema der Dekade, denn nur das, was wir kennen, können und wollen wir auch retten. Die Meere und ihre Bedeutung für uns Menschen im Ökosystem sind in der breiten Bevölkerung vielfach noch wenig bekannt. Das Deutsche Ozeandekaden-Komitee versucht u.a. durch seine Social-Media-Kanäle, dem entgegenzuwirken. Das unterstützen wir auch seitens des BSH.“
Deutlich hob Dr. Kammann-Klippstein die Schifffahrt als wichtigen Partner zur Erreichung der Ziele der Ozeandekade hervor: „Über 90.000 Schiffe sind auf dem Ozean unterwegs. Ein Teil dieser Schiffe sammelt bereits Daten für die Wissenschaft. Hier geht es einmal um meteorologische Beobachtungen, aber auch um Messungen an der Ozeanoberfläche. Es gibt bereits etablierte Programme, wie das Ships of Opportunity Programme oder das Voluntary Observing Ship Scheme. Im Vergleich zur eher kleinen Flotte an Forschungsschiffen verfügt die Handelsschifffahrt über enormes Potential zur Datensammlung, was z.B. für Klimamodelle, aber auch für die Verbesserung der Seewettervorhersage wichtig ist.“ Als außerordentlich positive Entwicklung werte sie, dass bei der deutschen und europäischen Schifffahrt die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung und zur nachhaltigeren Gestaltung des maritimen Wirtschaftszweigs in den vergangenen Jahren enorm gestiegen sei. Das könne auch einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Dekadenziele leisten.
Bild: Der ferngesteuerte Katamaran des ICBM wird im Projekt NorthSat-X weiterentwickelt. Er soll unter anderem mit einem Autopiloten und weiterer Sensorik ausgerüstet werden. Universität Oldenburg/Oliver Wurl
Digitale Werkzeuge für Meeresforschung und Quantenphysik (idw-online.de)